EVT: Veranstaltung „Suchtprävention – Eltern schauen hin!“
„Rauche dich gesund durch Standard“ – kaum zu glauben, dass den Leuten früher das
Rauchen mit solchen Slogans als etwas Gesundes verkauft wurde. Wissen wir heute
mehr als damals? Mit dieser Frage eröffnete Esther Aggeler, Leiterin der Arbeitsgruppe
Suchtprävention der EVT, die Veranstaltung. Es war der zweite Anlass der EVT zum
Thema Suchtprävention. 30 Eltern, die genauer hinschauen wollen, haben sich am 24.
Oktober 2022 in der Aula der Gemeindeschulen eingefunden. Sie wollten wissen, wie
sie ihr Kind vor Abhängigkeit und Sucht schützen können oder was zu tun ist, falls das
Kind Suchtmittel konsumiert.
Als Einstieg hielt Martin Birnbaumer-Onder, Suchtbeauftragter vom Amt für Soziale
Dienste, einen kurzen Vortrag zum Thema „Snus“. Snus sind kleine Säckchen mit
grosser Wirkung, die zermahlene Tabakblätter und Zusatzstoffe beinhalten. Diese
werden im Mund zwischen Zahnfleisch und Lippen geschoben. Die enthaltenen
Salzkristalle rauen das Zahnfleisch auf und dadurch kann das im Tabak enthaltene
Nikotin direkt ins Blut und ins Gehirn gelangen. Von Snus kann man genauso süchtig
werden wie von Zigaretten. Haben Sie gewusst, dass ein Snus etwa so viel Nikotin wie
drei Zigaretten enthält? Das moderne, peppige Design der Dosen sowie die Tatsache,
dass man es überall und fast unbemerkt konsumieren kann, machen Snus zum
aktuellsten Suchtmittel-Thema bei Jugendlichen. Darum ist es besonders wichtig, dass
Eltern diesen Trend mit den Kindern thematisieren und klar zum Ausdruck zu bringen,
dass sie nicht wollen, dass die Kinder Snus konsumieren.
Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde ein „World-Café“ angeboten. An vier
Stationen haben die in Gruppen aufgeteilte Teilnehmer Informationen zu
verschiedenen Themen erhalten, konnten ihre eigenen Erfahrungen einbringen und
sich austauschen.
Bei Daniela Knöpfel (Schulsozialarbeiterin WST) wurden Resilienz, Selbstwirksamkeit
und Sozialkompetenz thematisiert. Es ist wichtig, dass gute Beziehungen zwischen
Eltern und Kind gefördert werden. Kinder und Jugendliche brauchen das Gefühl, dass
die Eltern sich für sie interessieren. Sie sollen von ihren Eltern lernen, positive wie
auch negative Gefühle zuzulassen und auszuleben. Wer das gewohnt ist, kann auch in
einer Krise gut damit umgehen. Die Selbstwirksamkeit der Kinder kann gestärkt
werden, wenn das Kind eigene Lösungen findet und ihm nicht jeder Stein aus dem
Weg geräumt wird. Solche Bewältigungsstrategien schwieriger Situationen helfen auch
in der Pubertät, wenn Jugendliche mit ganz viel Unsicherheit zu kämpfen haben.
Die zweite Station wurde von Irene Wanger (Schulsozialarbeiterin GST) betreut. Sie
brachte den Eltern das Konzept der Neuen Autorität näher. Die Haltung der Neuen
Autorität basiert auf Beziehung und Präsenz und wird auch an den Gemeindeschulen
Triesen gelebt. Problematisches Verhalten muss nicht mit Strafe geahndet werden, der
Fokus liegt konsequent auf der Wiedergutmachung. Wichtig sind auch die elterliche
Präsenz und die Beziehung zum Kind, für die man sich beharrlich einsetzen soll. „Ich
bin da!“, „Ich bin an dir interessiert!“, „Ich lasse dich nicht allein!“. Die Referentin und
die Teilnehmer berichteten über verschiedene Alltagssituationen und diskutierten, wie
nach dem Konzept der Neuen Autorität damit umgegangen werden könnte.
Michael Büchel und Sylvia Banzer von der Offenen Jugendarbeit Liechtenstein
informierten an der dritten Station über ihre Arbeit und ihren täglichen Kontakt zu
Kindern und Jugendlichen etwa im Jugendtreff Kontrast in Triesen. Sie spüren und
wissen, was die Jugendlichen bewegt und was läuft. Sie führen zahlreiche Projekte
und Aktionen mit und für Jugendliche im Bereich Sucht und Prävention durch und
sprechen junge Leute vor Ort im Anlassfall auf Suchtverhalten an. Sie bieten auch
Information und Beratung für Eltern an, wenn diese mit einem möglichen
Suchtverhalten des eigenen Kindes konfrontiert sind. Auch sie betonen, wie wichtig es
ist, dass die Kinder zu Hause einen sicheren Hafen haben. Die Eltern sollen
interessiert, wachsam und vor allem Vorbilder für ihre Kinder sein.
An der vierten Station konnten die Teilnehmer bei Martin Birnbaumer-Onder die zuvor
erwähnten Snus-Säckchen oder auch THC-freies Cannabis begutachten und über
gängige Suchtmittel bei Jugendlichen diskutieren. Er beobachtet neben Snus vor allem
den Konsum von Cannabis und Alkohol bei Jugendlichen und weist darauf hin, dass
der ungewollte Mischkonsum problematisch und risikoreich ist. Er überreichte allen
Teilnehmern ein Kartenset, das über diverse Substanzen, deren Risiken und
Nebenwirkungen informiert. Diese Informationen sind auch online abrufbar auf
www.suchtpraevention.li abrufbar.
Im letzten Teil des Anlasses wurden einige Fragen aus dem Publikum beantwortet,
welche während des Abends ohne Namensnennung in einem Briefkasten deponiert
werden konnten. Eltern sollen doch bewusst entscheiden, wieviel autonome Freizeit
dem Kind zugestanden werden soll. Es falle auf, dass Kinder heute gerade in diesem
Zeitfenster viel mehr Geld zur Verfügung stehe als noch vor einigen Jahren. Ebenfalls
wurde thematisiert, wie wichtig „starken“ Hobbies sind, inbesondere die Integration
in Vereinen. Einmal mehr wurde betont, wie wichtig es ist, das Beziehungsnetz des
Kindes zu kennen und zu wissen, mit wem das Kind unterwegs ist. Sollte es in
gewissen Phasen schwierig sein sich mit dem Kind darüber auszutauschen und
generell in Kontakt zu bleiben, so können dies auch andere Bezugspersonen des
Kindes, etwa ein Pate oder eine Trainerin, übernehmen.
Die Teilnehmenden gingen mit wertvollen, handfesten Informationen nach Hause und
wissen, an wen sie sich bei konkreten Fragen oder Problemstellungen wenden können.
Elternvereinigung der öffentlichen Schulen Triesen
Martina Ackermann-Hoch
Weitere Informationen und Hilfestellungen:
www.suchtpraevention.li
www.oja.li